Kommission für Schlittenhunde

Tätigkeitsberichte der Kommission für Schlittenhunde 2023-2025

 

 

Die FCI-Kommission für Schlittenhunde hielt im November 2024 ihre erste (Online-)Sitzung seit ihrer letzten Präsenzsitzung in Estland 2018 ab. Im Jahr 2021, während der Covid-Periode, arbeitete die Kommission per E-Mail-Korrespondenz am Status der Schlittenhunderassen als Gebrauchshunderasse. Nur der Grönlandhund - dessen Standard unter der Zuständigkeit des FCI-Mitglieds Dänemark steht - erhielt den Status einer Gebrauchshunderasse. Auch der vorläufig anerkannte Jakutische Laika, für dessen Standard Russland zuständig ist, ist als Gebrauchshunderasse anerkannt.

Die Standards des Alaskan Malamute und des Siberian Husky stehen hingegen unter der Zuständigkeit des American Kennel Club (AKC).

Der maßgebliche Rassezuchtverein in den USA verleiht zwar Schlittenhundetitel an Hunde, die die Anforderungen bei anerkannten Schlittenhunderennen erfüllen, jedoch werden diese Titel nicht offiziell vom AKC anerkannt, da die Rennen ausschließlich auf Schnee stattfinden. Der American Kennel Club verfolgt eine vereinheitlichte Regelung, wonach alle Leistungs­prüfungen landesweit zugänglich sein müssen – unabhängig von Ort oder Klima. Dies stellt eine Herausforderung für Schlittenhunderassen dar, die seit Jahrtausenden in kalten Klimazonen leben und arbeiten. Die Forderung nach flächendeckender Zugänglichkeit führt dazu, dass Prüfungen so gestaltet werden müssen, dass sie auch in Regionen ohne Schnee­vorkommen durchführbar sind – was wiederum die traditionellen Prüfungsbedingungen verändert, unter denen diese Rassen seit Generationen getestet wurden. Dies wirft Fragen auf, wie die Arbeitsfähigkeit von Schlittenhunderassen fair beurteilt werden kann, ohne dabei ihre ursprüngliche Funktion und ihre polaren Eigenschaften zu beeinträchtigen. Aktuelle Studien zeigen, vor welchen Herausforderungen registrierte Schlittenhunderassen stehen, wenn die Rennen zunehmend in wärmeren Klimazonen stattfinden.

Die Schlittenhundekommission der FCI trat am 30. November 2024 zusammen, um auf die Ergebnisse der wissenschaftlichen Studie Comparative Population Genomics of Arctic Sled Dogs (Smith, Srikanth und Huson, September 2024) zu reagieren. Die Studie zeigt eine signifikante Einkreuzung von Hunden vom Typ Alaskan Husky und von europäischen Rassen in Teilen der registrierten Siberian-Husky-Population. Auszug aus der Studie:

„Der Nachweis europäischer Einkreuzungen bei etwa der Hälfte der Siberian Huskys, die an Schlittenhunderennen teilnehmen – mit deutlicher europäischer Abstammung sowohl in der Renn- als auch der Seppala-Population, aber nur minimaler Vermischung in anderen sibirischen Linien –, spricht für einen genetischen Zufluss von Alaskan-Schlittenhunden oder europäischen Rassen in den Siberian Husky nach der Rassebildung.

Kreuzungen mit Alaskan-Schlittenhunden oder europäischen Rassen beim Siberian Husky könnten gezielt eingesetzt worden sein, um leistungsfördernde genetische Merkmale schnellerer und hitzeresistenterer Rassen einzubringen – ein Vorteil in Zeiten, in denen Schlittenhunderennen zunehmend in wärmeren Klimazonen stattfinden.

Der Alaskan-Schlittenhund, der primär auf Leistung gezüchtet wird und keine formelle Anerkennung durch kynologische Verbände besitzt, hat sich als führender Wettkampf­teilnehmer bei Schlittenhunderennen etabliert – einschließlich des Iditarod-Rennens – und zahlreiche Rennen über verschiedenste Distanzen gewonnen. Obwohl sie ursprünglich von den einheimischen Dorfhunden Alaskas abstammen, werden sie heute hauptsächlich gezielt für Sprint- und Langstreckenrennen gezüchtet und weisen eine genetische Zusammensetzung auf, die viele verschiedene Rassen umfasst. Kreuzungen mit europäischen Rassen wie Windhunden und Vorstehhunden wurden im Verlauf des 20. Jahrhunderts eingesetzt, um die Geschwindigkeit und Hitzetoleranz des Alaskan zu verbessern.“ (Huson et al 2012)

Angesichts der vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse, wonach die Hälfte der für den Rennsport gezüchteten, registrierten Population des Siberian Husky eine Einkreuzung von Alaskan- oder europäischen Rassen aufweist, ist offensichtlich, dass Maßnahmen ergriffen werden müssen.

Zur Sicherung eines fairen internationalen Sportwettbewerbs setzt sich die FCI-Schlitten­hunde­kommission für Regelungen ein, die gewährleisten, dass nur registrierte Hunde, die tatsächlich ihrer Rasse entsprechen, an Wettbewerben für registrierte Schlittenhunderassen teilnehmen. Zum Schutz der Rasse und der Integrität der Ahnentafeln fordert die Kommission die nationalen Hundeverbände auf, auf Ebene der Registrierung von Schlittenhunderassen entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Eine mögliche Maßnahme könnte darin bestehen, vollständige Ahnentafeln nur solchen Hunden zu erteilen, die in einem Gentest als reinrassig (100?%) aus genetisch getesteten Elterntieren bestätigt wurden.

Gemäß den Richtlinien der Wissenschaftlichen Kommission der FCI ist eine Kreuzung mit anderen Rassen zulässig, wenn sie der Bekämpfung eines gravierenden Gesundheitsproblems in einer Rasse dient oder wenn der Genpool einer Rasse sehr klein ist. Im Fall des Siberian Husky wurde jedoch illegitim eingekreuzt, um die Eigenschaften der Rasse zu verändern, mit dem Ziel, die Leistung zu steigern und sich gegenüber den Mitbewerbern, die mit reinrassigen Siberian Huskys antreten, einen Vorteil zu verschaffen.

Die FCI-Mitglieder werden aufgefordert, Maßnahmen auf Zuchtebene zu ergreifen, um die Einhaltung der Internen Regeln der FCI (Art. 3.2 Buchstabe E) zu gewährleisten.

Die FCI-Schlittenhundekommission verweist dabei ausdrücklich auf die aktuelle Stellungnahme des FCI-Vorstands zur Anwendung genomischer Werkzeuge Stellungnahme des FCI-Vorstands zur Anwendung genomischer Werkzeuge, in der betont wird, dass die FCI zur Verbesserung der Integrität von Ahnentafeln beitragen soll.

Auf der FCI-Website petdoginfo heißt es, dass sich die nationalen Hundeverbände „zum Ziel setzen, die wirksamsten Fürsprecher für Hunde mit Ahnentafel in ihrem Land zu sein und gleichzeitig die Reinheit des genetischen Pools reinrassiger Hunde zu schützen.“

Auf der wissenschaftlichen Plattform der International Partnership for Dogs (IPFD) wird festgestellt: „Forschungsergebnisse zeigen, dass aufgrund der spezifischen Entwicklung der Rasse Siberian Husky ein Gentest zur Rassebestimmung selbst bei hoher Spezifität eine Übereinstimmung von nahezu oder exakt 100?% ergeben sollte“ (Brown et al., 2015).

Der Siberian Husky ist keine neu entwickelte Rasse, sein Zuchtbuch ist nicht offen, und kontrollierte Einkreuzungen unter Aufsicht eines kynologischen Verbandes haben in jüngerer Zeit nicht stattgefunden.

Der Siberian Husky ist eine uralte Rasse aus einer relativ reinen arktischen Linie mit einem seit 1930 geschlossenen Zuchtbuch, was zu einem einzigartigen und klar abgegrenzten genetischen Profil geführt hat. Daher sollte ein reinrassiger Siberian Husky mit dokumentierter Ahnentafel in genetischen Rassetests konsequent als reinrassig getestet werden – ohne genetische Anteile anderer Rassen.

Die FCI-Schlittenhundekommission verweist auch auf die am 4. Dezember 2024 veröffentlichte Stellungnahme des maßgeblichen Rassezuchtvereins in den Vereinigten Staaten: „Der Siberian Husky Club of America verurteilt jegliche Kreuzung des Siberian Husky“.  Quelle: SHCA

Letztlich liegt es in der Verantwortung der Züchter, die Vertrauenswürdigkeit des Zuchtbuchs ihrer Rasse zu erhalten. Die FCI-Schlittenhundekommission fordert die Züchter daher auf, in ihren Zuchtprogrammen genomische Werkzeuge mit hochdichten Markersätzen einzusetzen, um die Integrität der ursprünglichen Schlittenhunderassen zu schützen.

Obwohl der American Kennel Club beschlossen hat, die Schlittenhunde-Titel der maßgeblichen Rassezuchtvereine als Clubtitel und nicht als offizielle AKC-Titel zu klassifizieren, sollte dies nicht als Aussage über den Arbeitsstatus des Siberian Husky oder des Alaskan Malamute verstanden werden. Beide Rassen gehören in der AKC-Systematik zur „Working Group“. Ihre Erbe und ihre Eignung als arbeitende Schlittenhunde bleiben davon unberührt – auch wenn sich ihre Nutzung in einem überwiegend warmen Land wie den USA schwieriger gestaltet. In der Nomenklatur der FCI gehören diese Rassen zur Gruppe der Spitze und Hunde vom Urtyp, Sektion Nordische Schlittenhunde, was ihre nordische Herkunft und Funktion als Schlittenhunde unterstreicht. Diese Rassen verdienen eine offizielle Anerkennung als Gebrauchshunderassen durch die FCI  – ein Ziel, für das sich unsere Kommission weiterhin engagiert einsetzen wird.

Eveline Koch

Schriftführerin der FCI-Schlittenhundekommission

Genomische Forschung: Genomische Forschung: 50?% der Renn-Huskys weisen Einkreuzungen europäischer Rassen auf, von Dr. H. Huson

http://www.shcatrust.org/Evaluating_Genetic_Diversity.pdf